24.08.2011

Als ob uns fad wäre



Die Dramaturgen und apokalyptischen Propheten haben erneut Hochkonjunktur. Jedes noch so kleine Ereignis wird zum bedeutungsschweren Vorboten unseres wirtschaftlichen und sowieso sonstigen Zusammenbruchs hochstilisiert.

Die „Schreckensmeldungen“ nehmen kein Ende, etwa dass...
- ein zittriger Alan Greenspan (ja, ja, genau der mit den ultratiefen Zinsen …) vor dem Zusammenbruch des Euros an einer von US Hedgefunds bezahlten Jubelveranstaltung eindringlich warnt,

- der TED-Spread, der die Refinanzierungsfähigkeit des US Bankensystems ableiten lässt, auf unfassbare 30 Basispunkte geradezu „explodiert“ ist,

- Gold, das ja inzwischen nahezu jedermanns Währung geworden ist

- obwohl sich keiner so wirklich sicher ist, was das ganze Hochgejubel eigentlich an „Wert“ trägt und sich auch die meisten nicht wirklich sicher sein können mit wie viel bzw. wenig Kapital die ganze Welt da argumentiert - sekündlich kommentiert wird,

- Griechenlands Olivenverkäufe ohnehin bereits seit Monaten die globalen Wachstumsanalysen dominieren,

- nachdem die CDS Spreads der Bank of America auf schockierende 380 Basispunkte (für einjährige Schulden) förmlich explodierten, das gesamte US Bankensystem, ja die Finanzierbarkeit des Globus selbst, über Nacht „at Risk“ sind.

Oh ja. Ist schon ein unglaublich anstrengender Job, den wir alle täglich machen. Wir retten im Vorübergehen so zwischen drei und acht Mal am Tag die Welt und das bei dieser Sommerhitze. Unfassbare Leistung.

Wie wird es uns erst in den Eisstürmen des kommenden Winters ergehen? Aber vielleicht steht unsere Welt dann ohnehin bereits nicht mehr und wir haben nur mehr ein rauchendes Trümmermeer vor uns, wo sich vereinzelte Überlebende um die letzten Kartoffeln raufen, während aus versteckten Lautsprechern noch das „Nein zu Eurobonds“ tönt.

Der Zynismus bleibt mir im Halse stecken, denn wenn man sich die täglichen Meldungen vor Augen führt, ist es nichts anderes als das permanente Herbeirufen neuer Katastrophen, das uns täglich begleitet. Und warum? Weil wir zuhören! Weil es jede Menge Marktteilnehmer gibt (und schon immer gab), deren Angst, einer frühen Entwicklung zu spät zu folgen und damit unfassbare Verluste oder entgangenen Ruhm zu riskieren, sie motiviert sofort zu kaufen oder zu verkaufen.

First mover advantage der besonderen Art.

Ist ja an sich nichts Ungewöhnliches, nur durch die Absenz etlicher Investoren - ob durch Urlaub oder Regulation bedingt - wird die Spielwiese dieser „Gordon Geckos“ immer breiter und deren Spuren im Tageschart immer sichtbarer. Das wiederum lockt nun die verbliebenen Investoren hervor und diese reagieren wiederum auf die gestiegene Volatilität. Ein Kreislauf, der die Broker und jene, die das Gerüchterad drehen, glücklich macht.

Dabei sind doch einige „wahre Probleme“ unseres Planeten noch immer unbehandelt. Zum Beispiel, warum es sämtlichen deutschsprachigen Medien nicht gelingt, ihren Reportern oder Sprechern beizubringen, dass Libyen nicht Lybien heisst? Oder warum es gerade lispelnde Nachrichtensprecher sein müssen, die uns täglich die Horrornews ins Wohnzimmer flöten? Warum Red Bull noch immer nicht an der Börse notiert, und wie das Privatdepot von unserem Bundeskanzler aussehen würde, wenn er doch nur dürfte?

Doch wir werden uns weiter in Zurückhaltung üben und den täglichen Wahnsinn als naturgegeben akzeptieren. Vielleicht werfen wir noch ein paar Seitenblicke auf Unternehmensdaten oder Inflationsberichte, aber sicher nur, um die Pause bis zur nächsten Schockermeldung mit „Sinnvollem“ zu füllen.

Schon klar, Perception is Reality. ;-)



24.08.2011

Als ob uns fad wäre



Die Dramaturgen und apokalyptischen Propheten haben erneut Hochkonjunktur. Jedes noch so kleine Ereignis wird zum bedeutungsschweren Vorboten unseres wirtschaftlichen und sowieso sonstigen Zusammenbruchs hochstilisiert.

Die „Schreckensmeldungen“ nehmen kein Ende, etwa dass...
- ein zittriger Alan Greenspan (ja, ja, genau der mit den ultratiefen Zinsen …) vor dem Zusammenbruch des Euros an einer von US Hedgefunds bezahlten Jubelveranstaltung eindringlich warnt,

- der TED-Spread, der die Refinanzierungsfähigkeit des US Bankensystems ableiten lässt, auf unfassbare 30 Basispunkte geradezu „explodiert“ ist,

- Gold, das ja inzwischen nahezu jedermanns Währung geworden ist

- obwohl sich keiner so wirklich sicher ist, was das ganze Hochgejubel eigentlich an „Wert“ trägt und sich auch die meisten nicht wirklich sicher sein können mit wie viel bzw. wenig Kapital die ganze Welt da argumentiert - sekündlich kommentiert wird,

- Griechenlands Olivenverkäufe ohnehin bereits seit Monaten die globalen Wachstumsanalysen dominieren,

- nachdem die CDS Spreads der Bank of America auf schockierende 380 Basispunkte (für einjährige Schulden) förmlich explodierten, das gesamte US Bankensystem, ja die Finanzierbarkeit des Globus selbst, über Nacht „at Risk“ sind.

Oh ja. Ist schon ein unglaublich anstrengender Job, den wir alle täglich machen. Wir retten im Vorübergehen so zwischen drei und acht Mal am Tag die Welt und das bei dieser Sommerhitze. Unfassbare Leistung.

Wie wird es uns erst in den Eisstürmen des kommenden Winters ergehen? Aber vielleicht steht unsere Welt dann ohnehin bereits nicht mehr und wir haben nur mehr ein rauchendes Trümmermeer vor uns, wo sich vereinzelte Überlebende um die letzten Kartoffeln raufen, während aus versteckten Lautsprechern noch das „Nein zu Eurobonds“ tönt.

Der Zynismus bleibt mir im Halse stecken, denn wenn man sich die täglichen Meldungen vor Augen führt, ist es nichts anderes als das permanente Herbeirufen neuer Katastrophen, das uns täglich begleitet. Und warum? Weil wir zuhören! Weil es jede Menge Marktteilnehmer gibt (und schon immer gab), deren Angst, einer frühen Entwicklung zu spät zu folgen und damit unfassbare Verluste oder entgangenen Ruhm zu riskieren, sie motiviert sofort zu kaufen oder zu verkaufen.

First mover advantage der besonderen Art.

Ist ja an sich nichts Ungewöhnliches, nur durch die Absenz etlicher Investoren - ob durch Urlaub oder Regulation bedingt - wird die Spielwiese dieser „Gordon Geckos“ immer breiter und deren Spuren im Tageschart immer sichtbarer. Das wiederum lockt nun die verbliebenen Investoren hervor und diese reagieren wiederum auf die gestiegene Volatilität. Ein Kreislauf, der die Broker und jene, die das Gerüchterad drehen, glücklich macht.

Dabei sind doch einige „wahre Probleme“ unseres Planeten noch immer unbehandelt. Zum Beispiel, warum es sämtlichen deutschsprachigen Medien nicht gelingt, ihren Reportern oder Sprechern beizubringen, dass Libyen nicht Lybien heisst? Oder warum es gerade lispelnde Nachrichtensprecher sein müssen, die uns täglich die Horrornews ins Wohnzimmer flöten? Warum Red Bull noch immer nicht an der Börse notiert, und wie das Privatdepot von unserem Bundeskanzler aussehen würde, wenn er doch nur dürfte?

Doch wir werden uns weiter in Zurückhaltung üben und den täglichen Wahnsinn als naturgegeben akzeptieren. Vielleicht werfen wir noch ein paar Seitenblicke auf Unternehmensdaten oder Inflationsberichte, aber sicher nur, um die Pause bis zur nächsten Schockermeldung mit „Sinnvollem“ zu füllen.

Schon klar, Perception is Reality. ;-)