15.02.2012

Steh auf einem Bein und gackere wie ein Huhn



Die Griechen können einem fast schon leid tun. Ein Volk, das es sich in den letzten Jahrzehnten angewöhnt hat, durch institutionalisierte Schlamperei über seine Verhältnisse zu leben (quasi ökonomischer Gewohnheitsarbeitsloser), wird brutal in die Wirklichkeit gerissen und darf dafür noch die permanente Demütigung, es niemals jedem dabei recht machen zu können, über sich ergehen lassen. Nach etlichen Parlamentsumbildungen, Abstimmungen, Drohungen, Konsequenzen, Troika-Forderungen und öffentlichen Bitten um Geld entzieht die EU den Griechen jedes Mal die „Karotte“ aufs Neue. Diesmal ist es erneut die Verschiebung der 130 Mrd-Hilfe.

Darüber zu philosophieren, wer was wann wo Schuld hatte, dass es so gekommen ist, erledigen weit klügere Köpfe als ich bereits jeden Tag. Das, was mir aber auffällt, ist, dass das Pulverfass „zerstörte Selbstachtung“ in Griechenland zu glimmen beginnt.

Wir alle kennen das Gefühl, eine „Österreicherin“ oder ein „Österreicher“ zu sein. „I am from Austria“ ist für jede und jeden etwas anderes, aber doch für alle irgendwie gleich. Zumeist etwas Persönliches, etwas zu dem man Zeit seines Lebens einen Bezug entwickelt hat, auf das man meist stolz war und ist, gerade weil man sich nach Aussen oft über diese Zugehörigkeit oberflächlich definiert bzw. definiert wird. Für die Griechen wird dieses Gefühl gerade zur inneren Marter. Und dessen ist man sich in Brüssel vielleicht wirklich nicht bewusst. Der Wunsch Brüssels via „Sündenbock“ Griechenland“ die anderen Nationen auf ein geeintes Europa einzuschwören geriert dadurch zu einem ungewollten Drahtseilakt. Mehr Druck in die Umsetzung einer angestrebten Fiskalunion wäre da vielleicht mehr angebracht, oder?

Wie weit kann der Selbsterhaltungstrieb des öffentlichen Selbstwertgefühls gehen? So weit, dass man die sachlogischen Konsequenzen, aus einem Abwärtskreislauf nur durch Sparen, kombiniert mit externer Hilfe herauszukommen, über den Haufen werfen würde? Quasi, auf den rauchenden Ruinen der Akropolis den letzten Ouzo trinken, bevor man sich ins Mittelalter zurück inflationiert, aber dafür als stolzer und freier Grieche?

Kapitalmärkte sind normalerweise etwas Klares. Definiert und aufgebaut auf Regeln und Grundsätzen, die die Berechenbarkeit und somit die Vergleichbarkeit ermöglichen. Die Bewertung von Stolz und Selbstwertgefühl gehört da normalerweise nicht dazu. Und dabei ist gerade die Berücksichtigung dieser Eigenschaften manchmal so wichtig. Die Demütigung einer Nation, das Brandmarken für die kommenden Jahre, bringt vielleicht ein paar Politikern die Chance von ihren eigenen Unzulänglichkeiten abzulenken, Europa aber definitiv nichts. Die Märkte würden es büssen, bevor es Europas Wirtschaften tun müssten. Und ist Demütigung einer Nation wirklich die einzig mögliche Konsequenz?

Griechenland steht bereits mit herunter gelassener Hose auf einem Bein. Ob es wie ein Huhn gackern wird, bezweifle ich.



15.02.2012

Steh auf einem Bein und gackere wie ein Huhn



Die Griechen können einem fast schon leid tun. Ein Volk, das es sich in den letzten Jahrzehnten angewöhnt hat, durch institutionalisierte Schlamperei über seine Verhältnisse zu leben (quasi ökonomischer Gewohnheitsarbeitsloser), wird brutal in die Wirklichkeit gerissen und darf dafür noch die permanente Demütigung, es niemals jedem dabei recht machen zu können, über sich ergehen lassen. Nach etlichen Parlamentsumbildungen, Abstimmungen, Drohungen, Konsequenzen, Troika-Forderungen und öffentlichen Bitten um Geld entzieht die EU den Griechen jedes Mal die „Karotte“ aufs Neue. Diesmal ist es erneut die Verschiebung der 130 Mrd-Hilfe.

Darüber zu philosophieren, wer was wann wo Schuld hatte, dass es so gekommen ist, erledigen weit klügere Köpfe als ich bereits jeden Tag. Das, was mir aber auffällt, ist, dass das Pulverfass „zerstörte Selbstachtung“ in Griechenland zu glimmen beginnt.

Wir alle kennen das Gefühl, eine „Österreicherin“ oder ein „Österreicher“ zu sein. „I am from Austria“ ist für jede und jeden etwas anderes, aber doch für alle irgendwie gleich. Zumeist etwas Persönliches, etwas zu dem man Zeit seines Lebens einen Bezug entwickelt hat, auf das man meist stolz war und ist, gerade weil man sich nach Aussen oft über diese Zugehörigkeit oberflächlich definiert bzw. definiert wird. Für die Griechen wird dieses Gefühl gerade zur inneren Marter. Und dessen ist man sich in Brüssel vielleicht wirklich nicht bewusst. Der Wunsch Brüssels via „Sündenbock“ Griechenland“ die anderen Nationen auf ein geeintes Europa einzuschwören geriert dadurch zu einem ungewollten Drahtseilakt. Mehr Druck in die Umsetzung einer angestrebten Fiskalunion wäre da vielleicht mehr angebracht, oder?

Wie weit kann der Selbsterhaltungstrieb des öffentlichen Selbstwertgefühls gehen? So weit, dass man die sachlogischen Konsequenzen, aus einem Abwärtskreislauf nur durch Sparen, kombiniert mit externer Hilfe herauszukommen, über den Haufen werfen würde? Quasi, auf den rauchenden Ruinen der Akropolis den letzten Ouzo trinken, bevor man sich ins Mittelalter zurück inflationiert, aber dafür als stolzer und freier Grieche?

Kapitalmärkte sind normalerweise etwas Klares. Definiert und aufgebaut auf Regeln und Grundsätzen, die die Berechenbarkeit und somit die Vergleichbarkeit ermöglichen. Die Bewertung von Stolz und Selbstwertgefühl gehört da normalerweise nicht dazu. Und dabei ist gerade die Berücksichtigung dieser Eigenschaften manchmal so wichtig. Die Demütigung einer Nation, das Brandmarken für die kommenden Jahre, bringt vielleicht ein paar Politikern die Chance von ihren eigenen Unzulänglichkeiten abzulenken, Europa aber definitiv nichts. Die Märkte würden es büssen, bevor es Europas Wirtschaften tun müssten. Und ist Demütigung einer Nation wirklich die einzig mögliche Konsequenz?

Griechenland steht bereits mit herunter gelassener Hose auf einem Bein. Ob es wie ein Huhn gackern wird, bezweifle ich.