03.07.2018

Der Wert des Wachstums



Wert, Value, und Wachstum, Growth, sind schon immer zwei Investmentwelten, wenn nicht gar Investmentphilosophien gewesen. Eigentlich egal wie man zu Wertgewinn kommt möchte man meinen, aber so wie es unterschiedliche Zyklen in der Wirtschaft gibt, gibt es dies auch bei den verschieden zu charakterisierenden Aktien. Value und Growth markieren die größte Verdichtung all dieser gegensätzlichen Geschäftsmodelle. Interessant was sich da inzwischen an den Märkten getan hat und auch was sich gerade tut.

Der Punkt ist, Value ist die letzten Jahre seit der Finanzkrise ziemlich aus der Mode gekommen. Das was diese Aktien charakterisiert, nämlich tiefe Bewertungen herkömmlicher Verhältnisse wie Kurs zu Gewinn, oder Buchwert, oder hohe Dividendenrenditen ist nicht mehr so sexy. Wirklich wichtig geworden ist das Wachstum, das sich vor uns befindet und das man durch historisches Wachstum erwarten kann. Die Apples von Morgen sind es, die die Investor(inn)en reizen. Mag trügerisch sein, kann man sagen, ist es sicher auch, sagt der Verstand, funktioniert aber, sagt der Markt. Das kann jetzt alles Zufall und einem geringeren Kritikvermögen der Anleger geschuldet sein, es gibt aber Gründe dafür, und es gibt auch Gründe dafür nachzudenken, ob sich da jetzt nicht etwas ändert.

Einer dieser Facts ist die Tatsache, dass Value Aktien zumeist Konjunkturzyklen gehorchen und da hatten wir die letzten Jahre ja nicht sooo viel zu lachen. Auch stehen wir dadurch in einem kaum vorher dagewesenen Niedrigzinsumfeld. Gleichzeitig sorgt der Druck auf Banken dazu, die Kreditvergabe zu forcieren. Die Folge ist, dass sich Wachstum viel einfacher finanzieren lässt. Die Value-Stocks wachsen dagegen zumeist aus ihrem eigenen Cash Flow. Exzessive Finanzierung wird vielleicht zur Optimierung der Verschuldungsstruktur angewandt oder um Übernahmen zu finanzieren, der Finanzierungsüberhang, der Hebel, oder „Leverage“ ist bei diesen Werten aber zumeist deutlich geringer als bei Aktien die auf Vollgaswachstum setzen und, motiviert durch Technologie oder spezielles Know How, die Geschwindigkeit in der Umsetzung anstreben. Auch sind, für Viele überraschend, die Aufwendungen für Aktienrückkäufe bei Growth Stocks deutlich (!) höher als bei den „billigen“ Langweilern, die „ja eh nur“ auf der Konjunktur kleben. Gerade in den USA klafft hier eine gewaltige Lücke auseinander. Europa holt aber inzwischen kräftig auf, und dies im „europäischen Stil“ und nicht als Kopie der USA, und das gibt Grund für Fantasie.

Die Rede ist von der EZB, Aktienrückkaufprogrammen und Handelszöllen, die zu Reaktion auf Höhe der Leistungsbilanz anregen.

Die EZB wird QE im September zurückfahren und im Dezember beenden. Die Zinsen sollen in 2019 wieder steigen dürfen. Die Zinskurve in Euroland ist steil, jene in den USA verflacht immer mehr. Ein Zeichen, dass die Konjunktur in der EU positiv gesehen wird, während in USA die Wahlzuckerln langsam verpuffen. Finanzierung wird dadurch in der EU teurer werden. Nicht viel, aber doch. Cash Flow daher wichtiger. Die Aktienrückkaufprogramme werden auch in Europa inzwischen wieder aus den verstaubten Laden geholt. Ganz nach dem Motto, wer sich nicht selbst hilft den bestraft Donald Trump, haben mittlerweile etliche Gesellschaften den Griff ins negativ verzinste Cash getan und beginnen ihre eigenen Aktien von der Börse wieder zurück zu kaufen. Sofern diese Aktien danach wieder eingezogen werden, entsteht ein durchaus positiver Effekt, nämlich relative Erhöhung von Gewinn, Dividende etc. je Aktie. Natürlich ist eine solche Vorgehensweise dem europäischen Muster geschuldet. Es gibt kaum ein hoch bewertetes Unternehmen, das hier aktiv ist, sondern fast alle reagieren auf massiv gesunkene Kurse gegenüber ihrer dagegen stabilen fundamentalen Daten. Quasi „wenn wir nicht wissen, dass wir günstig sind, wer dann?“. Und zuletzt sind die aktuellen Drohungen über diverse Ozeane hinweg Grund sich die Leistungsbilanzen einmal wieder genauer anzusehen und mit der Erkenntnis zu leben, dass es insbesondere die USA sind, die sich hier in Summe den größten Brocken ins Home of the Brave tüchtig zurücküberweisen. Ein Grund für die EU auch einmal über die Besteuerung von Amazon, Google & Co nachzudenken, und die irischen Brüder im europäischen Geiste zu erinnern, welch Bärendienst sie Euroland angesichts der Unverhältnismäßigkeit ihrer geschlossenen Steuer-Augen antun. Brexit ist vielleicht gar kein so schlechtes Instrument um den nördlichen Freunden im Gegenzug andere Vorteile anzubieten.

Das alles deutet darauf hin, dass Value Stocks die kommende Asset Klasse im Aktienbereich sein dürften. Natürlich wenn all dies Oben Erwähnte auch eintrifft und auch wenn die Statistik stimmt. Die sagt nämlich, dass Value fast konstant seit 1936 outperformt hat, nur eben nicht die letzten zehn Jahre, seit der Finanzkrise.



03.07.2018

Der Wert des Wachstums



Wert, Value, und Wachstum, Growth, sind schon immer zwei Investmentwelten, wenn nicht gar Investmentphilosophien gewesen. Eigentlich egal wie man zu Wertgewinn kommt möchte man meinen, aber so wie es unterschiedliche Zyklen in der Wirtschaft gibt, gibt es dies auch bei den verschieden zu charakterisierenden Aktien. Value und Growth markieren die größte Verdichtung all dieser gegensätzlichen Geschäftsmodelle. Interessant was sich da inzwischen an den Märkten getan hat und auch was sich gerade tut.

Der Punkt ist, Value ist die letzten Jahre seit der Finanzkrise ziemlich aus der Mode gekommen. Das was diese Aktien charakterisiert, nämlich tiefe Bewertungen herkömmlicher Verhältnisse wie Kurs zu Gewinn, oder Buchwert, oder hohe Dividendenrenditen ist nicht mehr so sexy. Wirklich wichtig geworden ist das Wachstum, das sich vor uns befindet und das man durch historisches Wachstum erwarten kann. Die Apples von Morgen sind es, die die Investor(inn)en reizen. Mag trügerisch sein, kann man sagen, ist es sicher auch, sagt der Verstand, funktioniert aber, sagt der Markt. Das kann jetzt alles Zufall und einem geringeren Kritikvermögen der Anleger geschuldet sein, es gibt aber Gründe dafür, und es gibt auch Gründe dafür nachzudenken, ob sich da jetzt nicht etwas ändert.

Einer dieser Facts ist die Tatsache, dass Value Aktien zumeist Konjunkturzyklen gehorchen und da hatten wir die letzten Jahre ja nicht sooo viel zu lachen. Auch stehen wir dadurch in einem kaum vorher dagewesenen Niedrigzinsumfeld. Gleichzeitig sorgt der Druck auf Banken dazu, die Kreditvergabe zu forcieren. Die Folge ist, dass sich Wachstum viel einfacher finanzieren lässt. Die Value-Stocks wachsen dagegen zumeist aus ihrem eigenen Cash Flow. Exzessive Finanzierung wird vielleicht zur Optimierung der Verschuldungsstruktur angewandt oder um Übernahmen zu finanzieren, der Finanzierungsüberhang, der Hebel, oder „Leverage“ ist bei diesen Werten aber zumeist deutlich geringer als bei Aktien die auf Vollgaswachstum setzen und, motiviert durch Technologie oder spezielles Know How, die Geschwindigkeit in der Umsetzung anstreben. Auch sind, für Viele überraschend, die Aufwendungen für Aktienrückkäufe bei Growth Stocks deutlich (!) höher als bei den „billigen“ Langweilern, die „ja eh nur“ auf der Konjunktur kleben. Gerade in den USA klafft hier eine gewaltige Lücke auseinander. Europa holt aber inzwischen kräftig auf, und dies im „europäischen Stil“ und nicht als Kopie der USA, und das gibt Grund für Fantasie.

Die Rede ist von der EZB, Aktienrückkaufprogrammen und Handelszöllen, die zu Reaktion auf Höhe der Leistungsbilanz anregen.

Die EZB wird QE im September zurückfahren und im Dezember beenden. Die Zinsen sollen in 2019 wieder steigen dürfen. Die Zinskurve in Euroland ist steil, jene in den USA verflacht immer mehr. Ein Zeichen, dass die Konjunktur in der EU positiv gesehen wird, während in USA die Wahlzuckerln langsam verpuffen. Finanzierung wird dadurch in der EU teurer werden. Nicht viel, aber doch. Cash Flow daher wichtiger. Die Aktienrückkaufprogramme werden auch in Europa inzwischen wieder aus den verstaubten Laden geholt. Ganz nach dem Motto, wer sich nicht selbst hilft den bestraft Donald Trump, haben mittlerweile etliche Gesellschaften den Griff ins negativ verzinste Cash getan und beginnen ihre eigenen Aktien von der Börse wieder zurück zu kaufen. Sofern diese Aktien danach wieder eingezogen werden, entsteht ein durchaus positiver Effekt, nämlich relative Erhöhung von Gewinn, Dividende etc. je Aktie. Natürlich ist eine solche Vorgehensweise dem europäischen Muster geschuldet. Es gibt kaum ein hoch bewertetes Unternehmen, das hier aktiv ist, sondern fast alle reagieren auf massiv gesunkene Kurse gegenüber ihrer dagegen stabilen fundamentalen Daten. Quasi „wenn wir nicht wissen, dass wir günstig sind, wer dann?“. Und zuletzt sind die aktuellen Drohungen über diverse Ozeane hinweg Grund sich die Leistungsbilanzen einmal wieder genauer anzusehen und mit der Erkenntnis zu leben, dass es insbesondere die USA sind, die sich hier in Summe den größten Brocken ins Home of the Brave tüchtig zurücküberweisen. Ein Grund für die EU auch einmal über die Besteuerung von Amazon, Google & Co nachzudenken, und die irischen Brüder im europäischen Geiste zu erinnern, welch Bärendienst sie Euroland angesichts der Unverhältnismäßigkeit ihrer geschlossenen Steuer-Augen antun. Brexit ist vielleicht gar kein so schlechtes Instrument um den nördlichen Freunden im Gegenzug andere Vorteile anzubieten.

Das alles deutet darauf hin, dass Value Stocks die kommende Asset Klasse im Aktienbereich sein dürften. Natürlich wenn all dies Oben Erwähnte auch eintrifft und auch wenn die Statistik stimmt. Die sagt nämlich, dass Value fast konstant seit 1936 outperformt hat, nur eben nicht die letzten zehn Jahre, seit der Finanzkrise.