10.10.2018

Das Mirakel hinter WLTP



Eine Abkürzung prägt in den letzten Wochen immer wieder die Aktienmärkte: WLTP. Bevor man nun mit der einen oder anderen Wortkonstruktion die Gehirnzellen anwärmt („was lässt Trump planen“ wär so Eine, oder „World Loss Trump Portfolio“, egal) hier die kurze Auflösung: Worldwide harmonised Light vehicle Test Procedure. Für Viele ein Alptraum, für die Meisten ein Tor in die Zukunft.

Nun, es handelt sich um ein Zulassungsverfahren für „light Vehicles“, also unsere herkömmlichen Automobile. Dieser Test soll die Transparenz bezüglich des Kraftstoffverbrauches und der damit verbundenen Abgase glaubwürdig dokumentieren. Er ersetzt den zwischenzeitlich eingeführten NEDC (New European Driving Cycle) und trat mit 1. September 2018 in Kraft. Klingt nach einer weiteren Prozedur, die so Manche nicht verstehen, ist aber ein ganz großer Schritt weiter gedacht.

Ab nun wird nämlich auch im „normalen“ Fahrzeugausbau gemessen. Die Rückspiegel bleiben ausgeklappt, im Auto sitzt ein normal schwerer Mensch und es wird hin und wieder auch mal beschleunigt. Kling alles noch einfach, ist es aber nicht. Der Grund liegt darin, dass jeder Autohersteller bisher seinen Kunden so viel Individualität als möglich bieten wollte. Jeder durfte sich quasi sein eigenes Auto entwerfen. Mit oder ohne Spoiler, kurze oder lange Antenne, dünner oder breiter Reifen, schier unendliche Möglichkeiten (VW hat festgestellt, dass rd. 2 Mio. unterschiedliche Applikationen Inhouse möglich wären). Natürlich frisst nicht jede davon Unmengen an Sprit, aber nach der neuen Testnorm müsste für jede mögliche Abweichung ein eigener WLTP-Test absolviert werden. Jetzt erkennt man schon eher, warum das alles so viel Zeit kostet.

Der Effekt ist jener, dass zuerst die Zulassungen stocken. Klar, weil alle vorm TÜV stehen und durch das Prozedere überhaupt einmal durch müssen. Ein normaler Hersteller hat so rd. 700 Typen im Programm. Einige haben aber 1200 … kostet Zeit. Individualität als Tritt ins Knie. Ein weiterer Effekt ist, dass sich die Kunden natürlich nicht aufhalten lassen weiter Autos zu kaufen. Erst recht nicht, wenn man den alten Diesel endlich loswerden möchte. Nun, kaufen geht ja, aber Ausliefern wird schwierig, weil, erraten, der Test noch fehlt. Quasi das Pickerl. Etliche Autoproduzenten lagern diese fertigen Autos bereits auf riesigen Parkplätzen aus und vertrösten inzwischen ihre Kunden. Manchen gehen diese Parkplätze aus oder sie wollen sich nicht exponieren und reduzieren die Produktion. Manche führen schon längst fertige Modelle erst jetzt als „neu“ ein, nur um die Zeit dazwischen gepuffert zu haben. Im Wissen, dass die Lieferzeiten sonst zum Bumerang werden könnten. Balanceakt im Marketing weil an die Konkurrenz, die vielleicht schon durch die Tests durch ist, will man ja auch keine Kunden verlieren.

Fakt ist, das Nadelöhr WLTP ist ein Problem. Aber es ist ein temporäres. Während im August noch vor der WLTP-Einführung die Umsatzzahlen um 30% anstiegen weil man sich vorher noch schnell ein fertig typisiertes Auto kaufen wollte (das man ja auch deswegen schneller bekam) werden mittlerweile beim TÜV bereits jene Sonderschichten geschoben, die im Umkehrschluss den Automobil-Herstellern ziemlich sicher dann drohen, wenn alle Tests abgeschlossen sind. Sollte so um November/Dezember herum passieren. Dann werden nämlich alle Käufer ihres Autos, abhängig von Reifenstärke, Spiegelgröße, Stoßdämpfer, Fahrwerksausführung, oder wasweißichnoch für Details unterschiedliche Angaben für Kraftsoff- und CO²-Verbrauch haben (von denen fast alle Kunden ohnehin ausgehen, dass sie wieder nicht stimmen), sich endlich in ihr neues Bezugsobjekt setzen dürfen und mit ein wenig grünerem Herzen aufs Gaspedal steigen. Dann laufen die Werke wieder heiß, weil dann kann es wieder schneller gehen. Dann ist der „Stoppel“ draußen.

Die Automobil-Hersteller werden aber ihre Angebote punkto Individualität in Zukunft reduzieren. WLTP kostet nämlich auch Geld. Der Kunde soll es aber gar nicht merken, denn rund ums Auto tut sich so viel Neues auf. Kunden sollen sich wieder wie Königinnen und Könige fühlen dürfen.



10.10.2018

Das Mirakel hinter WLTP



Eine Abkürzung prägt in den letzten Wochen immer wieder die Aktienmärkte: WLTP. Bevor man nun mit der einen oder anderen Wortkonstruktion die Gehirnzellen anwärmt („was lässt Trump planen“ wär so Eine, oder „World Loss Trump Portfolio“, egal) hier die kurze Auflösung: Worldwide harmonised Light vehicle Test Procedure. Für Viele ein Alptraum, für die Meisten ein Tor in die Zukunft.

Nun, es handelt sich um ein Zulassungsverfahren für „light Vehicles“, also unsere herkömmlichen Automobile. Dieser Test soll die Transparenz bezüglich des Kraftstoffverbrauches und der damit verbundenen Abgase glaubwürdig dokumentieren. Er ersetzt den zwischenzeitlich eingeführten NEDC (New European Driving Cycle) und trat mit 1. September 2018 in Kraft. Klingt nach einer weiteren Prozedur, die so Manche nicht verstehen, ist aber ein ganz großer Schritt weiter gedacht.

Ab nun wird nämlich auch im „normalen“ Fahrzeugausbau gemessen. Die Rückspiegel bleiben ausgeklappt, im Auto sitzt ein normal schwerer Mensch und es wird hin und wieder auch mal beschleunigt. Kling alles noch einfach, ist es aber nicht. Der Grund liegt darin, dass jeder Autohersteller bisher seinen Kunden so viel Individualität als möglich bieten wollte. Jeder durfte sich quasi sein eigenes Auto entwerfen. Mit oder ohne Spoiler, kurze oder lange Antenne, dünner oder breiter Reifen, schier unendliche Möglichkeiten (VW hat festgestellt, dass rd. 2 Mio. unterschiedliche Applikationen Inhouse möglich wären). Natürlich frisst nicht jede davon Unmengen an Sprit, aber nach der neuen Testnorm müsste für jede mögliche Abweichung ein eigener WLTP-Test absolviert werden. Jetzt erkennt man schon eher, warum das alles so viel Zeit kostet.

Der Effekt ist jener, dass zuerst die Zulassungen stocken. Klar, weil alle vorm TÜV stehen und durch das Prozedere überhaupt einmal durch müssen. Ein normaler Hersteller hat so rd. 700 Typen im Programm. Einige haben aber 1200 … kostet Zeit. Individualität als Tritt ins Knie. Ein weiterer Effekt ist, dass sich die Kunden natürlich nicht aufhalten lassen weiter Autos zu kaufen. Erst recht nicht, wenn man den alten Diesel endlich loswerden möchte. Nun, kaufen geht ja, aber Ausliefern wird schwierig, weil, erraten, der Test noch fehlt. Quasi das Pickerl. Etliche Autoproduzenten lagern diese fertigen Autos bereits auf riesigen Parkplätzen aus und vertrösten inzwischen ihre Kunden. Manchen gehen diese Parkplätze aus oder sie wollen sich nicht exponieren und reduzieren die Produktion. Manche führen schon längst fertige Modelle erst jetzt als „neu“ ein, nur um die Zeit dazwischen gepuffert zu haben. Im Wissen, dass die Lieferzeiten sonst zum Bumerang werden könnten. Balanceakt im Marketing weil an die Konkurrenz, die vielleicht schon durch die Tests durch ist, will man ja auch keine Kunden verlieren.

Fakt ist, das Nadelöhr WLTP ist ein Problem. Aber es ist ein temporäres. Während im August noch vor der WLTP-Einführung die Umsatzzahlen um 30% anstiegen weil man sich vorher noch schnell ein fertig typisiertes Auto kaufen wollte (das man ja auch deswegen schneller bekam) werden mittlerweile beim TÜV bereits jene Sonderschichten geschoben, die im Umkehrschluss den Automobil-Herstellern ziemlich sicher dann drohen, wenn alle Tests abgeschlossen sind. Sollte so um November/Dezember herum passieren. Dann werden nämlich alle Käufer ihres Autos, abhängig von Reifenstärke, Spiegelgröße, Stoßdämpfer, Fahrwerksausführung, oder wasweißichnoch für Details unterschiedliche Angaben für Kraftsoff- und CO²-Verbrauch haben (von denen fast alle Kunden ohnehin ausgehen, dass sie wieder nicht stimmen), sich endlich in ihr neues Bezugsobjekt setzen dürfen und mit ein wenig grünerem Herzen aufs Gaspedal steigen. Dann laufen die Werke wieder heiß, weil dann kann es wieder schneller gehen. Dann ist der „Stoppel“ draußen.

Die Automobil-Hersteller werden aber ihre Angebote punkto Individualität in Zukunft reduzieren. WLTP kostet nämlich auch Geld. Der Kunde soll es aber gar nicht merken, denn rund ums Auto tut sich so viel Neues auf. Kunden sollen sich wieder wie Königinnen und Könige fühlen dürfen.