01.06.2010

Corporate Social Responsibility made in China



Was gerade in Chinas und Taiwans Konsumfabriken passiert, wird mehr und mehr zu unserem globalen Thema. Die Belastungsfähigkeit von Menschen im Arbeitsprozess ist in kapitalistisch orientierten Wirtschaftssystemen endlich. Klingt ziemlich nach Karl Marx und Konsorten, bedeutet aber nichts anderes, als dass man den Wunsch zu arbeiten, um mehr zu verdienen, nicht endlos gegen die Möglichkeit, seinen Reichtum zu geniessen, stellen kann. Man kann nicht ewig schuften, ohne Zeit fürs Geniessen einzuplanen. Die Arbeiter von heute wünschen sich Geld und wollen dieses auch ausgeben. Die Implikation daraus ist weder banal noch langweilig, sie stellt unser Konjunkturbild in Frage, sie bedeutet, die Billiglohnländer werden es den westlichen Ländern sehr schwer machen, ihr Wachstum auf dem Rücken von Preisrückgängen weiter zu vollziehen. Und sie bedeutet zusätzlich, dass die Billiglohnländer diese bei ihnen im Gegenzug steigende Profitabilität dadurch mehr mit den westlichen Staaten abstimmen müssen, um nicht in die Falle der Überproduktion zu stolpern, dann nämlich, wenn keiner sich den Konsum dieser Produkte mehr leisten kann oder will. Der Kapitalismus hat Asien endgültig erreicht.

China schlägt typischerweise regulatorische Töne an. Verordnet Druck auf die jeweiligen Unternehmen. Will das „Leben an den Produktionslinien“ untersucht wissen. Die Schlacht ist aber trotzdem bereits verloren. China hat den Boden seiner Billiglohnpolitik erkennen müssen. Und viel Raum bleibt auch keiner mehr. Afrika und ein paar südamerikanische Republiken bleiben noch übrig, aber ist dort auch wirklich mit demselben handwerklichen Niveau und ähnlicher Logistik zu rechnen? Wohl kaum.

Doch es ist kein asiatisches Thema alleine, sondern dem globalen Arbeitnehmer geht generell die Luft aus. Der Telekomsektor beispielsweise ist seit Monaten wegen seiner Arbeitskonflikte in den Schlagzeilen. Der CEO der France Telekom schmiss seinen Job hin, nachdem bereits 35 Selbstmorde der aggressiven Personalpolitik zugewiesen wurden. Telekom Austria wählt eine fragwürdige Konzernstruktur, auch um den ohnehin schon seit Jahren durch etliche Manöver zermürbten Beamtenstand der Mobilkom weiter reduzieren zu können. Für uns Investoren und vor allem die Manager von betroffenen Unternehmen wäre es längst an der Zeit, sich Antworten auf die Frage zu leisten, wie viel ein zufriedener und motivierter Arbeitnehmer in der Lage ist, mehr für sein Unternehmen zu leisten. Welches Potenzial den Unternehmen und auch uns Aktionären verloren geht, wenn man sich einzig auf „Headcount“ reduziert. Ist Angst oder Begeisterung die stärkere Triebfeder für unternehmerischen Erfolg? Wo beginnt Nachhaltigkeit und wo endet sie? Wird der Produktionsfaktor „Mensch“ in unserer hyperanalysierten Welt nicht klar unter Wert gehandelt?

Fragen wir einmal nach, wie hoch die Krankenstände in den Unternehmen sind, wie viel Verbesserungsvorschläge von Mitarbeitern eingebracht werden, und welche Chance diese haben, verwirklicht zu werden, wie viele leistungsorientierte Gehaltserhöhungen zuletzt passiert sind und was das Management darüber denkt. Und dann wird man erkennen, welche Aktie langfristig mehr wert ist.



01.06.2010

Corporate Social Responsibility made in China



Was gerade in Chinas und Taiwans Konsumfabriken passiert, wird mehr und mehr zu unserem globalen Thema. Die Belastungsfähigkeit von Menschen im Arbeitsprozess ist in kapitalistisch orientierten Wirtschaftssystemen endlich. Klingt ziemlich nach Karl Marx und Konsorten, bedeutet aber nichts anderes, als dass man den Wunsch zu arbeiten, um mehr zu verdienen, nicht endlos gegen die Möglichkeit, seinen Reichtum zu geniessen, stellen kann. Man kann nicht ewig schuften, ohne Zeit fürs Geniessen einzuplanen. Die Arbeiter von heute wünschen sich Geld und wollen dieses auch ausgeben. Die Implikation daraus ist weder banal noch langweilig, sie stellt unser Konjunkturbild in Frage, sie bedeutet, die Billiglohnländer werden es den westlichen Ländern sehr schwer machen, ihr Wachstum auf dem Rücken von Preisrückgängen weiter zu vollziehen. Und sie bedeutet zusätzlich, dass die Billiglohnländer diese bei ihnen im Gegenzug steigende Profitabilität dadurch mehr mit den westlichen Staaten abstimmen müssen, um nicht in die Falle der Überproduktion zu stolpern, dann nämlich, wenn keiner sich den Konsum dieser Produkte mehr leisten kann oder will. Der Kapitalismus hat Asien endgültig erreicht.

China schlägt typischerweise regulatorische Töne an. Verordnet Druck auf die jeweiligen Unternehmen. Will das „Leben an den Produktionslinien“ untersucht wissen. Die Schlacht ist aber trotzdem bereits verloren. China hat den Boden seiner Billiglohnpolitik erkennen müssen. Und viel Raum bleibt auch keiner mehr. Afrika und ein paar südamerikanische Republiken bleiben noch übrig, aber ist dort auch wirklich mit demselben handwerklichen Niveau und ähnlicher Logistik zu rechnen? Wohl kaum.

Doch es ist kein asiatisches Thema alleine, sondern dem globalen Arbeitnehmer geht generell die Luft aus. Der Telekomsektor beispielsweise ist seit Monaten wegen seiner Arbeitskonflikte in den Schlagzeilen. Der CEO der France Telekom schmiss seinen Job hin, nachdem bereits 35 Selbstmorde der aggressiven Personalpolitik zugewiesen wurden. Telekom Austria wählt eine fragwürdige Konzernstruktur, auch um den ohnehin schon seit Jahren durch etliche Manöver zermürbten Beamtenstand der Mobilkom weiter reduzieren zu können. Für uns Investoren und vor allem die Manager von betroffenen Unternehmen wäre es längst an der Zeit, sich Antworten auf die Frage zu leisten, wie viel ein zufriedener und motivierter Arbeitnehmer in der Lage ist, mehr für sein Unternehmen zu leisten. Welches Potenzial den Unternehmen und auch uns Aktionären verloren geht, wenn man sich einzig auf „Headcount“ reduziert. Ist Angst oder Begeisterung die stärkere Triebfeder für unternehmerischen Erfolg? Wo beginnt Nachhaltigkeit und wo endet sie? Wird der Produktionsfaktor „Mensch“ in unserer hyperanalysierten Welt nicht klar unter Wert gehandelt?

Fragen wir einmal nach, wie hoch die Krankenstände in den Unternehmen sind, wie viel Verbesserungsvorschläge von Mitarbeitern eingebracht werden, und welche Chance diese haben, verwirklicht zu werden, wie viele leistungsorientierte Gehaltserhöhungen zuletzt passiert sind und was das Management darüber denkt. Und dann wird man erkennen, welche Aktie langfristig mehr wert ist.