20.04.2021

Politische Börsen stehen uns bevor



Wer sich den abendlichen Blick auf die Nachrichtensendungen nicht mehr antun möchte, weil ohnehin seit Monaten nur mehr COVID-19 dominiert, der bekommt es vielleicht gar nicht mit. Die Politik beginnt den Virus zu verdrängen. Machtkämpfe und Kriegsdrohungen, Ablenkungskrisen und echte Krisen, Versöhnungszeremonien mit der Hand an der Waffe. Die Kapitalmärkte werden aufmerksam.

Jetzt könnte man analysieren welche politische Agitation für welche Marktbewegung am verantwortlichsten wäre. Ob der Machtkampf in Deutschland, unserem wichtigsten Handelspartner, oder doch das „Kreidefressen“ am Golf, oder vielleicht die zynische Verhöhnung durch Russland an der Krim? Es bleibt wie es ist, wir werden unruhiger, und das löst da und dort auch Gewinnmitnahmen aus. Interessant, dass es wirklich Gewinnmitnahmen sind. Ziemlich Querbeet durch alle Sektoren werden jene Titel kurzfristig verkauft, die davor auch die höchsten Kursanstiege vermeldet hatten. Zumeist ein kurzer Effekt, denn man möchte ja, TINA lässt grüßen, später schnell wieder ins Investment hinein bevor man bei zunehmend mit „Verwahrkosten“ belasteten Geldeinlagen in vermeintlicher Sicherheit ärmer wird. Der Konsum der institutionellen Anleger ist eben das Investment selbst.

Die Frage stellt sich daher gerade in solchen Phasen, ob die Politik diesen Zustand erkennt und ihn vielleicht sogar direkt adressiert. Auch um ihren Zielen zu entsprechen. In Österreich gibt es gerade so eine Möglichkeit. Sie liegt vor der Regierung. Sich endlich an seine Kapitalmarktversprechen zu erinnern und, wir hoffen einmal, erneut darüber zu sprechen, bevor man überhaupt an die Möglichkeit einer Umsetzung zu denken wagt. Wie war das noch mit der KESt-Anpassung? Oder den Gedanken zur wirklichen Verbesserung der dritten Säule? Oder gar eine Rückkehr zur steuerlich abgestuften Behaltefrist (allein die Verwendung der Worte „Behaltefrist“ oder „Spekulationsfrist“ wäre schon Indiz für die jeweils vorhandene Ehrlichkeit hinter den Worten).

Die österreichische Börse hat gerade einen Lauf. Wir performen gut und das aus zwei Gründen: erstens waren wir nahezu alptraumhaft tief gegenüber nahezu allen anderen europäischen Börsen bewertet und zweitens haben unsere börsennotierten Unternehmen einen gewaltigen Job geleistet. Die Politik hat sich nicht um die Börse gekümmert. Corona ist und war zu Recht wichtiger. Nur, jetzt, wo diverse Handydaten ausgewertet, im Parlament wieder der Dreck und weniger die Sache wichtiger wurde, und die Erschütterung ob der Entmystifizierung einiger „Polit-Stars“ erfolgt ist, müsste man sich an die wirtschaftlichen Aufgaben erinnern. Neben dem Kampf um die Hoheit über die Lufträume über den verwaisten Stammtischen. Genauso neben dem Anbiedern bei jeder sich im virtuellen Raum umso freizügiger eröffnenden Möglichkeit.

An den Kapitalmärkten wird gearbeitet. Intensiv und mit immer weniger Farbe im Gesicht, Haaren am Kopf und Schärfe im noch brillenlosen Blick. Wir kämpfen um das höchste Gut, das unser Beruf bietet, das Vermögen unserer Kunden. Mit allen uns erlaubten und dabei immer weniger administrativ bewältigbaren Mitteln. Wir stehen und arbeiten an genau jener Front die uns die Politik immer als ihre eigene Leistung verkauft.

Wird Zeit, dass das einmal erkannt wird.



20.04.2021

Politische Börsen stehen uns bevor



Wer sich den abendlichen Blick auf die Nachrichtensendungen nicht mehr antun möchte, weil ohnehin seit Monaten nur mehr COVID-19 dominiert, der bekommt es vielleicht gar nicht mit. Die Politik beginnt den Virus zu verdrängen. Machtkämpfe und Kriegsdrohungen, Ablenkungskrisen und echte Krisen, Versöhnungszeremonien mit der Hand an der Waffe. Die Kapitalmärkte werden aufmerksam.

Jetzt könnte man analysieren welche politische Agitation für welche Marktbewegung am verantwortlichsten wäre. Ob der Machtkampf in Deutschland, unserem wichtigsten Handelspartner, oder doch das „Kreidefressen“ am Golf, oder vielleicht die zynische Verhöhnung durch Russland an der Krim? Es bleibt wie es ist, wir werden unruhiger, und das löst da und dort auch Gewinnmitnahmen aus. Interessant, dass es wirklich Gewinnmitnahmen sind. Ziemlich Querbeet durch alle Sektoren werden jene Titel kurzfristig verkauft, die davor auch die höchsten Kursanstiege vermeldet hatten. Zumeist ein kurzer Effekt, denn man möchte ja, TINA lässt grüßen, später schnell wieder ins Investment hinein bevor man bei zunehmend mit „Verwahrkosten“ belasteten Geldeinlagen in vermeintlicher Sicherheit ärmer wird. Der Konsum der institutionellen Anleger ist eben das Investment selbst.

Die Frage stellt sich daher gerade in solchen Phasen, ob die Politik diesen Zustand erkennt und ihn vielleicht sogar direkt adressiert. Auch um ihren Zielen zu entsprechen. In Österreich gibt es gerade so eine Möglichkeit. Sie liegt vor der Regierung. Sich endlich an seine Kapitalmarktversprechen zu erinnern und, wir hoffen einmal, erneut darüber zu sprechen, bevor man überhaupt an die Möglichkeit einer Umsetzung zu denken wagt. Wie war das noch mit der KESt-Anpassung? Oder den Gedanken zur wirklichen Verbesserung der dritten Säule? Oder gar eine Rückkehr zur steuerlich abgestuften Behaltefrist (allein die Verwendung der Worte „Behaltefrist“ oder „Spekulationsfrist“ wäre schon Indiz für die jeweils vorhandene Ehrlichkeit hinter den Worten).

Die österreichische Börse hat gerade einen Lauf. Wir performen gut und das aus zwei Gründen: erstens waren wir nahezu alptraumhaft tief gegenüber nahezu allen anderen europäischen Börsen bewertet und zweitens haben unsere börsennotierten Unternehmen einen gewaltigen Job geleistet. Die Politik hat sich nicht um die Börse gekümmert. Corona ist und war zu Recht wichtiger. Nur, jetzt, wo diverse Handydaten ausgewertet, im Parlament wieder der Dreck und weniger die Sache wichtiger wurde, und die Erschütterung ob der Entmystifizierung einiger „Polit-Stars“ erfolgt ist, müsste man sich an die wirtschaftlichen Aufgaben erinnern. Neben dem Kampf um die Hoheit über die Lufträume über den verwaisten Stammtischen. Genauso neben dem Anbiedern bei jeder sich im virtuellen Raum umso freizügiger eröffnenden Möglichkeit.

An den Kapitalmärkten wird gearbeitet. Intensiv und mit immer weniger Farbe im Gesicht, Haaren am Kopf und Schärfe im noch brillenlosen Blick. Wir kämpfen um das höchste Gut, das unser Beruf bietet, das Vermögen unserer Kunden. Mit allen uns erlaubten und dabei immer weniger administrativ bewältigbaren Mitteln. Wir stehen und arbeiten an genau jener Front die uns die Politik immer als ihre eigene Leistung verkauft.

Wird Zeit, dass das einmal erkannt wird.