01.02.2022

Was wollen wir eigentlich?



Der Mensch ist schon ein interessantes Wesen. Rein charakterlich meine ich. Seine Wünsche und Ziele sind in physikalischer Hinsicht der Heisenberg’schen Unschärferelation so nahe, wie es kaum ein Atom jemals sein kann. Gerade in Bezug auf die Kapitalmärkte offenbart sich diese menschliche Konstante der Unschärfe öfter als wir glauben oder gar glauben wollen.

Ich spreche davon, dass fast jeder, wenn man ihn nach seinen Zielen und Erwartungen an Kapitalmärkte und Investitionen in diese fragt, mit ziemlich konkreten Vorstellungen getragen ist. Man weiß, was man will und zumeist auch was man nicht will. Gefasst in Zahlen werden daraus die vielfältigsten Risikoparameter gebildet, die allesamt nach der ersten Millisekunde-Kapitalmarkt nichts mehr wert sind. Denn es ist, und die Verhaltensforschung an den Kapitalmärkten - die so genannte behavioural finance - ist voll mit diesbezüglichen Ableitungen, im Moment der Entscheidung zu einem Investment, die Welt eine andere geworden. Aus der Fantasie, etwas zu investieren, wird die Tatsache es getan zu haben, und der Reflex auf dieses Investment löst die Fantasie einmal ab bzw. verändert deren Ausrichtung. Aus „es wäre schön“ wird „es muss oder es wird schon schön sein“. Und, nachdem die Börsen keine Einbahnstraßen sind und es viel mehr Teilnehmer an diesen pekuniären Plattformen der Erwartungen gibt, als man überblicken kann, gibt es auch ungemein viele Risikoprofile, die sich allesamt in Bewegung befinden und, so wie die Atome beim guten alten Heisenberg, die Investitionsanalyse für Viele aufs Dekursive (im Nachhinein) reduzieren. Und dann bewegen sich die Gemüter.

Die einen fühlen sich bestätigt und bekommen sehr oft ein Gefühl der Kontrolle, die anderen sind enttäuscht und fürchten um langjährig Erspartes, das noch beim Start des Investments selbstbewusst als zu 100% im Risiko stehend und daher locker ersetzbar gegolten hatte. Man beginnt, den sich selbst als langfristig bezeichneten Prozess immer kürzer und kürzer zu betrachten und bringt damit sich selbst um die ursprünglich angedachte Ruhe im und durch das Investment. Kaum jemand hat diese Wandlung im Timing bereits zu Beginn einer Transaktion im Kopf. Das „Zocken“ gilt ja als verpönt, man will ja nur mit gut durchdachten Einkäufen früher als andere gekauft oder verkauft haben, um danach, wenn der Kurs sich durch das Verhalten der „Anderen“ in die gewünschte Richtung entwickelt hat, die Früchte seiner Vorschau zu ernten.

Diese Zeitdilatationen sind nichts Unbekanntes und vielen Marktteilnehmern sehr wohl bewusst. Man möge sogar erkennen, dass die größten und einflussreichsten Partner sehr wohl am Informationsgeschehen diese Erkenntnis spielen. Denken wir nur an die Medien mit ihren teilweise ins Absurde abgleitenden Horror-Szenarien, Börsenbriefe mit täglichen Crashs, oder Verhundertfachungsanalysen, Analysehäuser im globalen Wettstreit um die Trendsetzung, oder auch die Politik, die die Rahmenbedingungen sehr oft zu ihren jeweiligen Gunsten gerne verzerrt. Ein Panoptikum der Interpretationen im Spiel um Angst und Gier. Wobei, eines muss schon auch gesagt werden, die so oft zitierte Gier, die uns allen Kapitalmarktteilnehmern so pauschal als Charakterdefekt in die Wiege gelegt wird, gibt es eben nicht pauschal, sonst wäre der Anstieg und der Rückfall der Kurse von viel mehr Geschrei und Einseitigkeiten geprägt. Das Leiden ist vielmehr still und verinnerlicht.

Und, ganz ehrlich, die, entgegen der öffentlichen Pauschalmeinung, vielleicht gar nicht so häufigen dick positiven Investments sind doch nahezu immer der Start einer neuen Veranlagung. Die glänzenden Augen der erwachsenen Kinder als Trost der emotionalen Leiden davor.



01.02.2022

Was wollen wir eigentlich?



Der Mensch ist schon ein interessantes Wesen. Rein charakterlich meine ich. Seine Wünsche und Ziele sind in physikalischer Hinsicht der Heisenberg’schen Unschärferelation so nahe, wie es kaum ein Atom jemals sein kann. Gerade in Bezug auf die Kapitalmärkte offenbart sich diese menschliche Konstante der Unschärfe öfter als wir glauben oder gar glauben wollen.

Ich spreche davon, dass fast jeder, wenn man ihn nach seinen Zielen und Erwartungen an Kapitalmärkte und Investitionen in diese fragt, mit ziemlich konkreten Vorstellungen getragen ist. Man weiß, was man will und zumeist auch was man nicht will. Gefasst in Zahlen werden daraus die vielfältigsten Risikoparameter gebildet, die allesamt nach der ersten Millisekunde-Kapitalmarkt nichts mehr wert sind. Denn es ist, und die Verhaltensforschung an den Kapitalmärkten - die so genannte behavioural finance - ist voll mit diesbezüglichen Ableitungen, im Moment der Entscheidung zu einem Investment, die Welt eine andere geworden. Aus der Fantasie, etwas zu investieren, wird die Tatsache es getan zu haben, und der Reflex auf dieses Investment löst die Fantasie einmal ab bzw. verändert deren Ausrichtung. Aus „es wäre schön“ wird „es muss oder es wird schon schön sein“. Und, nachdem die Börsen keine Einbahnstraßen sind und es viel mehr Teilnehmer an diesen pekuniären Plattformen der Erwartungen gibt, als man überblicken kann, gibt es auch ungemein viele Risikoprofile, die sich allesamt in Bewegung befinden und, so wie die Atome beim guten alten Heisenberg, die Investitionsanalyse für Viele aufs Dekursive (im Nachhinein) reduzieren. Und dann bewegen sich die Gemüter.

Die einen fühlen sich bestätigt und bekommen sehr oft ein Gefühl der Kontrolle, die anderen sind enttäuscht und fürchten um langjährig Erspartes, das noch beim Start des Investments selbstbewusst als zu 100% im Risiko stehend und daher locker ersetzbar gegolten hatte. Man beginnt, den sich selbst als langfristig bezeichneten Prozess immer kürzer und kürzer zu betrachten und bringt damit sich selbst um die ursprünglich angedachte Ruhe im und durch das Investment. Kaum jemand hat diese Wandlung im Timing bereits zu Beginn einer Transaktion im Kopf. Das „Zocken“ gilt ja als verpönt, man will ja nur mit gut durchdachten Einkäufen früher als andere gekauft oder verkauft haben, um danach, wenn der Kurs sich durch das Verhalten der „Anderen“ in die gewünschte Richtung entwickelt hat, die Früchte seiner Vorschau zu ernten.

Diese Zeitdilatationen sind nichts Unbekanntes und vielen Marktteilnehmern sehr wohl bewusst. Man möge sogar erkennen, dass die größten und einflussreichsten Partner sehr wohl am Informationsgeschehen diese Erkenntnis spielen. Denken wir nur an die Medien mit ihren teilweise ins Absurde abgleitenden Horror-Szenarien, Börsenbriefe mit täglichen Crashs, oder Verhundertfachungsanalysen, Analysehäuser im globalen Wettstreit um die Trendsetzung, oder auch die Politik, die die Rahmenbedingungen sehr oft zu ihren jeweiligen Gunsten gerne verzerrt. Ein Panoptikum der Interpretationen im Spiel um Angst und Gier. Wobei, eines muss schon auch gesagt werden, die so oft zitierte Gier, die uns allen Kapitalmarktteilnehmern so pauschal als Charakterdefekt in die Wiege gelegt wird, gibt es eben nicht pauschal, sonst wäre der Anstieg und der Rückfall der Kurse von viel mehr Geschrei und Einseitigkeiten geprägt. Das Leiden ist vielmehr still und verinnerlicht.

Und, ganz ehrlich, die, entgegen der öffentlichen Pauschalmeinung, vielleicht gar nicht so häufigen dick positiven Investments sind doch nahezu immer der Start einer neuen Veranlagung. Die glänzenden Augen der erwachsenen Kinder als Trost der emotionalen Leiden davor.