31.05.2022

Kapitalmärkte mehr denn je als Schiedsrichter der Politik



Uns war schon langweiliger an den Börsen. Unser Börsenumfeld ist aktuell von Einflüssen geprägt, die in vergangenen Perioden schon einzeln zu Kursverwerfungen gelangt hätten. Jetzt treten Krieg, Inflation, Versorgungsengpässe, Konjunkturschwankungen und Pandemie geballt und gleichzeitig auf. Eigentlich haben die Märkte das alles bisher wirklich gut verkraftet, aber jetzt droht der finale Test. Die Politik muss die Wirtschaftsräume auf Energiewende und Inflationsbekämpfung umstellen. Und zwar rasch. Und glaubwürdig. Die Börsen sind bereit zu bewerten. Die Politik muss aber etwas tun.

Das Thema ist augenscheinlich uralt. Politik macht etwas, die Kapitalmärkte reagieren. Inzwischen wurde aber die politische Aktivität sehr stark von den Entscheidungen der Notenbanken überlagert. Seit Mario Draghis „whatever it takes“ haben EZB & Co das Ruder der Entscheidung übernommen. Auch weil die Politik dies nicht wollte oder konnte. Jetzt sieht die Sache anders aus. Notenbanken haben kein Instrument gegen aus politischen Gründen steigende Energiepreise in der Hand. Genauso wenig kümmert es den berühmten Virus, ob der Zins hoch oder tief ist, er greift in unser Leben ein und da muss auch die wirtschaftliche Sicherheit erkannt und behandelt werden. Notenbanken werden aufs Reden reduziert. Mehr nicht. Und im aktuellen politischen Umfeld, wo Krieg, Rüstung, Energiekostenexplosion und Versorgungsunsicherheiten die Hauptrollen übernommen haben, ist Geschwindigkeit in der Umsetzung langfristiger Neuausrichtungen unabdingbarer Qualitätsausweis. Die Börsenplätze reagieren auf diese Perspektiven inzwischen nahezu linear. Und die herausgeforderte Politik hat auch keinen Platz zum Verschnaufen, denn die einzelnen Unternehmen, ohnehin die letzten Jahre im „Alleinsein“ trainiert, agieren. Bevor ein politischer Entscheid beispielsweise bei Energiebesteuerung passiert, wird schon eine Sonderdividende samt Kundenbonus kommuniziert gegen die dann kein hektisch angeordneter Politbeschluss mehr ankommt.

Und so sieht es aktuell aus: Die gestiegenen Energiepreise haben eine Inflation in Gang gesetzt an der sich so Manche still und leise festhalten, ohne etwas dafür „getan“ zu haben. Mietpreise, Versicherungsprämien, Gebühren aller Art, Dienstleistungen aller Art, sie alle hängen am Inflationsindex. Machen aber nichts. Sie werden einfach durch die Kombination dieses Index‘ mitgetragen. Große, aber stille Freude. Genauso der Finanzminister, der sich am durch Inflation erhöhten Steueraufkommen, im Kämmerchen delektiert, währen die EZB nach wie vor das Unmögliche versucht, und mit Zinsen bei Null, Zinspolitik im Nirvana zu betreiben. Jetzt gilt es, sich über die eigene stille Freude, sich ohne Leistung zu entschulden, einmal hinweg zu setzen und der drohenden Verselbständigung der Energieknappheit entgegen zu investieren. Und da braucht es Perspektive, die auch von politischem Willen getragen ist. Die Malaise der Alternativenergieproduzenten begründet sich teilweise auf diese enttäuschte Hoffnung, endlich tragfähige Beschlüsse zu erhalten. Windkraft gilt nach wie vor als problematisch am Lande. Kaum jemand möchte ein Windrad in Blicknähe wissen. Jeder Bürgermeister lobt die Nachbargemeinde, aber bei sich, no way. Auch bei Subventionen fehlt noch die Klarheit. Und über all dem schwebt noch ein Mangel, der die Rohstoffsituation noch zu überlagern droht: Die Fachkräfte gehen uns aus. Und zwar genau Jene, die die Umstellung der Energieproduktion auch tragen sollen. Vom Ingenieur bis zum Elektriker, vom Geophysiker bis zum Windradbetreuer, vom Drohnenprogrammierer bis zum Traktormechaniker, vom Solartechniker bis zum Kranfahrer für die Montage. Wer hier die Weichen stellt, gewinnt. Auch an den Kapitalmärkten. Die bewerten permanent, wo und wie die Politik diese Notwendigkeiten in die Wege leitet und unterstützt. Lokale Börsenperformance als Politbarometer.

Denn eines ist gewiss, die Börsen bezahlen für die Zukunft nicht für versprochene Vergangenheit.



31.05.2022

Kapitalmärkte mehr denn je als Schiedsrichter der Politik



Uns war schon langweiliger an den Börsen. Unser Börsenumfeld ist aktuell von Einflüssen geprägt, die in vergangenen Perioden schon einzeln zu Kursverwerfungen gelangt hätten. Jetzt treten Krieg, Inflation, Versorgungsengpässe, Konjunkturschwankungen und Pandemie geballt und gleichzeitig auf. Eigentlich haben die Märkte das alles bisher wirklich gut verkraftet, aber jetzt droht der finale Test. Die Politik muss die Wirtschaftsräume auf Energiewende und Inflationsbekämpfung umstellen. Und zwar rasch. Und glaubwürdig. Die Börsen sind bereit zu bewerten. Die Politik muss aber etwas tun.

Das Thema ist augenscheinlich uralt. Politik macht etwas, die Kapitalmärkte reagieren. Inzwischen wurde aber die politische Aktivität sehr stark von den Entscheidungen der Notenbanken überlagert. Seit Mario Draghis „whatever it takes“ haben EZB & Co das Ruder der Entscheidung übernommen. Auch weil die Politik dies nicht wollte oder konnte. Jetzt sieht die Sache anders aus. Notenbanken haben kein Instrument gegen aus politischen Gründen steigende Energiepreise in der Hand. Genauso wenig kümmert es den berühmten Virus, ob der Zins hoch oder tief ist, er greift in unser Leben ein und da muss auch die wirtschaftliche Sicherheit erkannt und behandelt werden. Notenbanken werden aufs Reden reduziert. Mehr nicht. Und im aktuellen politischen Umfeld, wo Krieg, Rüstung, Energiekostenexplosion und Versorgungsunsicherheiten die Hauptrollen übernommen haben, ist Geschwindigkeit in der Umsetzung langfristiger Neuausrichtungen unabdingbarer Qualitätsausweis. Die Börsenplätze reagieren auf diese Perspektiven inzwischen nahezu linear. Und die herausgeforderte Politik hat auch keinen Platz zum Verschnaufen, denn die einzelnen Unternehmen, ohnehin die letzten Jahre im „Alleinsein“ trainiert, agieren. Bevor ein politischer Entscheid beispielsweise bei Energiebesteuerung passiert, wird schon eine Sonderdividende samt Kundenbonus kommuniziert gegen die dann kein hektisch angeordneter Politbeschluss mehr ankommt.

Und so sieht es aktuell aus: Die gestiegenen Energiepreise haben eine Inflation in Gang gesetzt an der sich so Manche still und leise festhalten, ohne etwas dafür „getan“ zu haben. Mietpreise, Versicherungsprämien, Gebühren aller Art, Dienstleistungen aller Art, sie alle hängen am Inflationsindex. Machen aber nichts. Sie werden einfach durch die Kombination dieses Index‘ mitgetragen. Große, aber stille Freude. Genauso der Finanzminister, der sich am durch Inflation erhöhten Steueraufkommen, im Kämmerchen delektiert, währen die EZB nach wie vor das Unmögliche versucht, und mit Zinsen bei Null, Zinspolitik im Nirvana zu betreiben. Jetzt gilt es, sich über die eigene stille Freude, sich ohne Leistung zu entschulden, einmal hinweg zu setzen und der drohenden Verselbständigung der Energieknappheit entgegen zu investieren. Und da braucht es Perspektive, die auch von politischem Willen getragen ist. Die Malaise der Alternativenergieproduzenten begründet sich teilweise auf diese enttäuschte Hoffnung, endlich tragfähige Beschlüsse zu erhalten. Windkraft gilt nach wie vor als problematisch am Lande. Kaum jemand möchte ein Windrad in Blicknähe wissen. Jeder Bürgermeister lobt die Nachbargemeinde, aber bei sich, no way. Auch bei Subventionen fehlt noch die Klarheit. Und über all dem schwebt noch ein Mangel, der die Rohstoffsituation noch zu überlagern droht: Die Fachkräfte gehen uns aus. Und zwar genau Jene, die die Umstellung der Energieproduktion auch tragen sollen. Vom Ingenieur bis zum Elektriker, vom Geophysiker bis zum Windradbetreuer, vom Drohnenprogrammierer bis zum Traktormechaniker, vom Solartechniker bis zum Kranfahrer für die Montage. Wer hier die Weichen stellt, gewinnt. Auch an den Kapitalmärkten. Die bewerten permanent, wo und wie die Politik diese Notwendigkeiten in die Wege leitet und unterstützt. Lokale Börsenperformance als Politbarometer.

Denn eines ist gewiss, die Börsen bezahlen für die Zukunft nicht für versprochene Vergangenheit.