12.09.2023

Am Vorabend der Rezession gilt es wachsam zu sein



Man kann es drehen und wenden wie man will, ob technisch oder doch bereits eingetreten, in Mitteleuropa wird Rezession zum Thema.

Man kann über die exakten Gründe lange diskutieren, eines ist aber klar, die hohen Energiepreise, sprunghafte Zinserhöhungen in hektischer Reihe und teilweise absurde Politik mit Verleugnung wissenschaftlicher und auch ökonomischer Grundsätze waren sicher nicht hilfreich, diese Entwicklung zu verhindern. Jetzt wird begonnen zu jammern, die Gründe werden einzeln abgewogen und in der ach so trainierten unsäglichen False Balance wird öffentlich darüber diskutiert. Zeitraubend und ignorant, denn beispielsweise bei Physik braucht man nicht Mehrheiten suchen, die ist Fakt. Und auch bei Technologie und deren Lösungsinhalten und Lösungspotentialen braucht man nicht viel nachdenken, einfach umsetzen bevor nichts mehr geht oder Andere es uns vormachen. Wir ertragen diese Unlogik bereits seit Langem. Und trotzdem haben die Märkte gehalten. Trotzdem sind Aktien gestiegen und trotzdem die Rentenmärkte nicht kollabiert. 

Es gilt daher nun, wenn es eben schon so weit ist, dass wir uns mit dem Minus vor dem Wachstum auseinandersetzen müssen, den Weg ins Heraus zu beleuchten und die Reaktionszeit aufs absolute Minimum zu verkürzen, um die bisher verlorene Zeit wenigstens nicht weiter zu dramatisieren.

Die Anzeichen der „Entzündungen“ in den Wirtschaftskreisläufen, seit Langem virulent, werden aber jetzt mehr und mehr deutlich erkennbar. So sind in den USA die Konsumkredite auf enorm hohem Niveau bereits ins Stocken geraten. Nicht weil man nicht mehr einkaufen will, man kann es sich einfach nicht mehr leisten. Genauso braucht man sich um einen Gebrauchtwagen nicht mehr anstellen. Die privaten  Autoverkäufe nehmen rapide zu. Logisch, man braucht Geld, um Schulden zu zahlen. In Kalifornien, der immerhin 5. größten Wirtschaftsmacht der Welt, steigen bereits die Arbeitslosenzahlen während sie im Rest der USA noch stagnieren. Dagegen gibt es in den USA ein Phänomen das in Europa geradezu umgekehrt für Sorge steht: die Immobilienpreise für Eigenheime sind noch immer massiv höher als jene für Mieten. Demgegenüber sorgen in Europa die Inflationsanpassungen bei Mieten in ihrer eigentlich unfassbaren Zynik (die realen Preistreiber findet man ja in der Betriebskostenabrechnung zusätzlich wieder, weshalb man eine Inflation gleich doppelt bezahlt. Eh schon immer, aber bei Preissprüngen > 10% geht es ins „Volkswirtschaftliche“) für den Aufschrei. In Staaten wie Österreich in denen das Eigenheim nur etwa 50% des Wohnbedarfs abdeckt ein herber Stich ins Herz des privaten Wohlstandes.

Zwei Bereiche machen inzwischen wirklich Stirnrunzeln: die Verschuldung der Unternehmen und die Investitionsneigung von Unternehmen. Beides nicht das Gleiche aber beides im Capsaicin-Modus. Die Verschuldung von Unternehmen mit schwächeren Bilanzen war seit Jahrzehnten nicht so hoch. Die Niedrigzinsen von bis vor zwei Jahren, die Alternativlosigkeit bei Staatsanleihen die den Zug zu den Corporate Bonds befeuerte und die Wachstumsperspektiven einer während der Pandemie beschützten Wirtschaft sorgten für viele dieser Unternehmen für das „all in“ bei der Verschuldung. Nun gilt es plötzlich, dem Druck der Banken und deren Forderungen nach rascher Umschuldung, Sicherheiten Nachlieferung oder gar Rückzahlung Folge zu begegnen, weil sonst …tut es uns leid. Seit 2021 sind bereits mehr als 400 Emittenten von Unternehmensanleihen zahlungsunfähig geworden. Natürlich eher die kleinen Emittenten, von denen viele danach auch von größeren geschluckt wurden, aber doch eine irritierend hohe Zahl. Der zweite Punkt, und der ist sogar noch wichtiger, ist jener, dass nahezu kaum mehr in Projekte und Entwicklungen investiert wird deren Perspektive 3 Jahre übersteigt. Dieser Fakt ist umso verstörender, als es nicht die Unternehmen alleine sind die „nein“ sagen, es wird immer mehr der Staat selbst, der durch unfassbare Bürokratie und ein wissenschaftlich unfundiertes Regelwerk um das es kein Herum gibt, weil sich auch die finanzierenden Einheiten wie Kapitalmarkt oder Banken daran halten „müssen“, Investitionen blockiert.

Die Kapitalmärkte, und hier besonders die Aktienmärkte, haben es sich angewöhnt, den Unternehmen, die an den Börsen notieren, zu vertrauen, ihnen zuzuhören, von ihnen zu lernen, ihre Entscheidungen zu verstehen, oder zumindest den Umstand „Entscheidungsfähigkeit“ zu respektieren. Diese Firmen haben Finanzkrisen, Wirtschaftskrisen, Pandemien und Kriege durch Flexibilität, technologisches Know How, Kreativität und Vermarktungsfokussierung überwunden und trotz allem an Stärke zugelegt. Diese Firmen sehen sich nun einer ökonomischen Entwicklung gegenüber die sie nur bedingt selbst aktiv steuern können. Passiv machen sie es bereits, durch Investitionsverweigerung, geografische Verlagerung oder Maximierung der Administrationseffizienz um hier so wenig Kraft und Zeit als nötig zu verlieren, das ist aber kaum als grundsätzlich positiv zu werten. Es ist nichts anderes als ein Fluchtentscheid, der nahezu immer die zweite Wahl war. 

Wenn man nun diesen drohenden Exitus an potentiellem Steuergeld zum Anlass nimmt, darüber reden zu wollen, ob man nicht doch ein Zuckerl findet dies zu verhindern, dann irrt man. Das Badezimmer mit dem Kinde drin ist bereits nass, wenn nicht gar überschwemmt. Jetzt muss man sorgen, dass der Rest nicht Schaden nimmt. Es ist in ruhigen Zeiten sicher einfach, über irgendwelche Umstände zu jammern oder zu diskutieren. Aber diese Zeit haben wir nicht mehr. Rein aus Objektivitätsgründen heraus ist das wohl das einzige Gute an einer Rezession, dass es da nichts mehr zu diskutieren gibt. Sie ist Fakt.

Genau das haben die Kapitalmärkte schon längst realisiert. Jedes einzelne der Unternehmen hat sichtbar, oder noch versteckt, bereits reagiert und sich, krisentrainiert, bereits gewappnet, um hoch-flexibel zu bleiben. Es steht zu viel auf dem Spiel. Warten kostet nur. 

Notenbanken und Politik sind sich des Ernstes der Lage sicher bewusst. Und selbst wenn manche Schatten übergroß erscheinen mögen, der Versuch darüber zu springen setzt den Willen voraus es auch tun zu wollen. Also …



12.09.2023

Am Vorabend der Rezession gilt es wachsam zu sein



Man kann es drehen und wenden wie man will, ob technisch oder doch bereits eingetreten, in Mitteleuropa wird Rezession zum Thema.

Man kann über die exakten Gründe lange diskutieren, eines ist aber klar, die hohen Energiepreise, sprunghafte Zinserhöhungen in hektischer Reihe und teilweise absurde Politik mit Verleugnung wissenschaftlicher und auch ökonomischer Grundsätze waren sicher nicht hilfreich, diese Entwicklung zu verhindern. Jetzt wird begonnen zu jammern, die Gründe werden einzeln abgewogen und in der ach so trainierten unsäglichen False Balance wird öffentlich darüber diskutiert. Zeitraubend und ignorant, denn beispielsweise bei Physik braucht man nicht Mehrheiten suchen, die ist Fakt. Und auch bei Technologie und deren Lösungsinhalten und Lösungspotentialen braucht man nicht viel nachdenken, einfach umsetzen bevor nichts mehr geht oder Andere es uns vormachen. Wir ertragen diese Unlogik bereits seit Langem. Und trotzdem haben die Märkte gehalten. Trotzdem sind Aktien gestiegen und trotzdem die Rentenmärkte nicht kollabiert. 

Es gilt daher nun, wenn es eben schon so weit ist, dass wir uns mit dem Minus vor dem Wachstum auseinandersetzen müssen, den Weg ins Heraus zu beleuchten und die Reaktionszeit aufs absolute Minimum zu verkürzen, um die bisher verlorene Zeit wenigstens nicht weiter zu dramatisieren.

Die Anzeichen der „Entzündungen“ in den Wirtschaftskreisläufen, seit Langem virulent, werden aber jetzt mehr und mehr deutlich erkennbar. So sind in den USA die Konsumkredite auf enorm hohem Niveau bereits ins Stocken geraten. Nicht weil man nicht mehr einkaufen will, man kann es sich einfach nicht mehr leisten. Genauso braucht man sich um einen Gebrauchtwagen nicht mehr anstellen. Die privaten  Autoverkäufe nehmen rapide zu. Logisch, man braucht Geld, um Schulden zu zahlen. In Kalifornien, der immerhin 5. größten Wirtschaftsmacht der Welt, steigen bereits die Arbeitslosenzahlen während sie im Rest der USA noch stagnieren. Dagegen gibt es in den USA ein Phänomen das in Europa geradezu umgekehrt für Sorge steht: die Immobilienpreise für Eigenheime sind noch immer massiv höher als jene für Mieten. Demgegenüber sorgen in Europa die Inflationsanpassungen bei Mieten in ihrer eigentlich unfassbaren Zynik (die realen Preistreiber findet man ja in der Betriebskostenabrechnung zusätzlich wieder, weshalb man eine Inflation gleich doppelt bezahlt. Eh schon immer, aber bei Preissprüngen > 10% geht es ins „Volkswirtschaftliche“) für den Aufschrei. In Staaten wie Österreich in denen das Eigenheim nur etwa 50% des Wohnbedarfs abdeckt ein herber Stich ins Herz des privaten Wohlstandes.

Zwei Bereiche machen inzwischen wirklich Stirnrunzeln: die Verschuldung der Unternehmen und die Investitionsneigung von Unternehmen. Beides nicht das Gleiche aber beides im Capsaicin-Modus. Die Verschuldung von Unternehmen mit schwächeren Bilanzen war seit Jahrzehnten nicht so hoch. Die Niedrigzinsen von bis vor zwei Jahren, die Alternativlosigkeit bei Staatsanleihen die den Zug zu den Corporate Bonds befeuerte und die Wachstumsperspektiven einer während der Pandemie beschützten Wirtschaft sorgten für viele dieser Unternehmen für das „all in“ bei der Verschuldung. Nun gilt es plötzlich, dem Druck der Banken und deren Forderungen nach rascher Umschuldung, Sicherheiten Nachlieferung oder gar Rückzahlung Folge zu begegnen, weil sonst …tut es uns leid. Seit 2021 sind bereits mehr als 400 Emittenten von Unternehmensanleihen zahlungsunfähig geworden. Natürlich eher die kleinen Emittenten, von denen viele danach auch von größeren geschluckt wurden, aber doch eine irritierend hohe Zahl. Der zweite Punkt, und der ist sogar noch wichtiger, ist jener, dass nahezu kaum mehr in Projekte und Entwicklungen investiert wird deren Perspektive 3 Jahre übersteigt. Dieser Fakt ist umso verstörender, als es nicht die Unternehmen alleine sind die „nein“ sagen, es wird immer mehr der Staat selbst, der durch unfassbare Bürokratie und ein wissenschaftlich unfundiertes Regelwerk um das es kein Herum gibt, weil sich auch die finanzierenden Einheiten wie Kapitalmarkt oder Banken daran halten „müssen“, Investitionen blockiert.

Die Kapitalmärkte, und hier besonders die Aktienmärkte, haben es sich angewöhnt, den Unternehmen, die an den Börsen notieren, zu vertrauen, ihnen zuzuhören, von ihnen zu lernen, ihre Entscheidungen zu verstehen, oder zumindest den Umstand „Entscheidungsfähigkeit“ zu respektieren. Diese Firmen haben Finanzkrisen, Wirtschaftskrisen, Pandemien und Kriege durch Flexibilität, technologisches Know How, Kreativität und Vermarktungsfokussierung überwunden und trotz allem an Stärke zugelegt. Diese Firmen sehen sich nun einer ökonomischen Entwicklung gegenüber die sie nur bedingt selbst aktiv steuern können. Passiv machen sie es bereits, durch Investitionsverweigerung, geografische Verlagerung oder Maximierung der Administrationseffizienz um hier so wenig Kraft und Zeit als nötig zu verlieren, das ist aber kaum als grundsätzlich positiv zu werten. Es ist nichts anderes als ein Fluchtentscheid, der nahezu immer die zweite Wahl war. 

Wenn man nun diesen drohenden Exitus an potentiellem Steuergeld zum Anlass nimmt, darüber reden zu wollen, ob man nicht doch ein Zuckerl findet dies zu verhindern, dann irrt man. Das Badezimmer mit dem Kinde drin ist bereits nass, wenn nicht gar überschwemmt. Jetzt muss man sorgen, dass der Rest nicht Schaden nimmt. Es ist in ruhigen Zeiten sicher einfach, über irgendwelche Umstände zu jammern oder zu diskutieren. Aber diese Zeit haben wir nicht mehr. Rein aus Objektivitätsgründen heraus ist das wohl das einzige Gute an einer Rezession, dass es da nichts mehr zu diskutieren gibt. Sie ist Fakt.

Genau das haben die Kapitalmärkte schon längst realisiert. Jedes einzelne der Unternehmen hat sichtbar, oder noch versteckt, bereits reagiert und sich, krisentrainiert, bereits gewappnet, um hoch-flexibel zu bleiben. Es steht zu viel auf dem Spiel. Warten kostet nur. 

Notenbanken und Politik sind sich des Ernstes der Lage sicher bewusst. Und selbst wenn manche Schatten übergroß erscheinen mögen, der Versuch darüber zu springen setzt den Willen voraus es auch tun zu wollen. Also …