2024
Welche Lehren lassen sich aus 2023 ziehen, um uns den Weg ins neue Jahr zu weisen? Wo liegen die Erkenntnisse? Was hat uns überrascht? Auf makroökonomischer Ebene war wohl die größte Überraschung die Widerstandsfähigkeit der Realwirtschaft gegenüber dem Zinsschock, der sich vor allem in der Solidität der Arbeitsmärkte manifestierte. Dies gilt insbesondere für die USA, wo sich das Wachstum sogar beschleunigt hat. Die Inflation wurde teilweise sogar als Wachstums-Turbo genutzt und die Notenbanken als zu umschiffendes Übel ins Wirtschaftsbild importiert. Wenn sich in 2023 eines gezeigt hat, dann wo und wie die Flexibilität innerhalb der Wirtschaft die manchmal massiven Politbremsen zu umgehen vermag. Nun ist 2024 vor der Türe und Geopolitik bleibt uns offensichtlich mit Ukraine und Palästina evident. Taiwan ist noch verdächtig still.
An diesen letzten Tagen des Jahres geben immer wieder etliche Marktteilnehmer ihre Erwartungen für das neue Jahr bekannt. Nachfolgend ein paar Auszüge und Feststellungen:
- Die Preissetzungsmacht der europäischen Unternehmen nimmt rapide ab.
- Die Konsumenten bekämpfen die Inflation durch Sparen.
- Der Wandel am Arbeitsmarkt vollzieht sich allmählich, bremst aber Konjunkturprozesse.
- Der Markt für Bankkredite in der Eurozone ist zum Stillstand gekommen.
- Deutschland steht vor einem tiefgreifenden Wandel seines Industriemodells, von der Automobilindustrie bis zur Chemie.
- Frankreich erlebt die schlimmste Immobilienkrise seit rund 30 Jahren (auch ohne Signa)
- China überholt Deutschland und Japan als führenden Fahrzeugexporteur.
- China hat aber keine globalen Ökonomie-Motoren, um den Einbruch des Immobiliensektors auszugleichen.
- Der US-Bankensektor weist große unrealisierte Verluste in seinem Vermögensportfolio auf.
- Die Fed dürfte früher als bisher erwartet in die andere Zins-Richtung schwenken.
- Angesichts der schlechten wirtschaftlichen Lage in der Eurozone hat die EZB ihre Geldpolitik zu stark gestrafft. Das wird sich rasch ändern.
- Angesichts der klimatischen Bedingungen, ist die Dekarbonisierung der Wirtschaft ein Gebot der Stunde. Carbon Capture & Storage wird als Lösung ins Zentrum gerückt.
- Der Welthandel hat sich stark fragmentiert und wird diese Fragmentierung ausweiten.
- Künstliche Intelligenz wird erkennbar als Wirtschaftsmotor wirken.
- Sollte Trump wiedergewählt werden, wird der Welthandel disruptiver als 2016.
Und auch ein paar provokante Erwartungen gibt es:
- Japans Wirtschaft wird so stark wachsen, dass die Bank of Japan gezwungen wird, ihre Geldpolitik zu straffen und die Zinsen massiv zu erhöhen. Der Yen springt danach in die Höhe.
- Robert F. Kennedy Junior steigt in den Wahlkampf ein und gewinnt.
- Künstliche Intelligenz wird zum Börsen-Betrug verwendet und in der Finanzbranchen amtlich reguliert.
- In der Eurozone wird die Reichensteuer eingeführt, was einen Exodus an Vermögen auslöst.
- Mit der Hinwendung auf Carbon Capture & Storage steigt der Ölpreis auf über 100 $.
Und wie werden sich die Kapitalmärkte in diesem Dschungel bewegen?
- Anleihen werden ein angenehmes Jahr haben, auch weil die Notenbanken verhalten, aber doch, die Zinsen senken werden.
- Aktien sehen ebenso freundliche Zeiten, denn die Hinwendung auf Dividenden und Cash-Flow-Generierung wird von einer Zunahme von M&A-Transaktionen begleitet.
- Rohstoffe sehen eine Abwendung von seltenen Erden hin zu neuen Produktionsansätzen bei Batterien, Alternativ-Energieerzeugung und Chemie.
- Small Caps werden Large Caps schlagen.
- Innerhalb der Small Caps werden Technologiewerte outperformen.
- Immobilien werden volatil ins Jahr starten und später aus der Konsolidierung heraus positiv performen.
- Europa läuft besser als die USA.
- Emerging Markets außerhalb China schlagen den Rest der Welt.
- Der WBI schlägt den ATX.
Aber am wichtigsten: bleiben wir gesund und positiv gestimmt ð
Frohe Weihnachten!