Die Qual mit der Politik und der Börse
Sorry, ich will ja niemanden enttäuschen, aber diesmal schreibe ich nicht über die offensichtliche Lösungskompetenz betreffend viele uns gerade quälende volkswirtschaftliche und sozialwirtschaftliche Probleme, die hinter der Börse stecken und die die Politik offensichtlich nicht versteht (verstehen will?) diese zu nutzen, sondern über den Zustand der aktuellen Märkte und deren Kampf mit politischer Interpretation.
Börsen mögen Unsicherheiten nicht. Klingt ziemlich platt, gerade weil ja täglich die Volatilität grüßt, aber tief drinnen im Herzen nahezu aller mir bekannten Asset Manager, und natürlich Managerinnen, mag man keine täglichen Überraschungen. Und schon gar nicht Investments die auf wackeligen Beinen stehen. Nun, die Politik spielt da gerade den „Shaker“ und lässt uns kaum längerfristig die Rahmenbedingungen interpretieren.
Wir brauchen in Bezug auf politische Vakuumspenden gar nicht viel gewichten oder beleuchten, die Liste ist einfach sehr lange geworden: Trump, Biden, Kamala, oder 5 vor 12 doch Michelle, Sunaks Ende, Scholz noch im Amt, Macron all in, Rechts das falsche Links, Putin im Grins-Frost, Kim als dessen geifernder Pudel, Xi von Madame Toussard nicht zu unterscheiden, Netanjahu auf gleicher Ebene wie Erdogan oder Orban, nur halt woanders, die Liste wird konstant länger. Wer sich täglich diese Variablen vor Augen holt, der gibt bald auf. Optionen am Kapitalmarkt beispielsweise sind binär. Politik dagegen ändert ihr Gesicht jeden Tag und hält dazwischen noch die „vielleicht“-Variable konstant am Leben.
Ok. Ok. Einfach ist bald gar nichts. Vielleicht schafft ja die künstliche Intelligenz den Politausgang richtig zu interpretieren. Vielleicht wird das aber erst möglich werden, wenn die Politik ebenso mit künstlicher Intelligenz verstärkt wird (Für alle Literaturbegeisterten, im Antiquariat bei Isaac Asimov suchen und Multivac finden - ein 70 Jahre alter Spaß der Erkenntnis).
Was die Märkte aktuell aber machen dürften ist, einfach durch die Politik hindurchdenken und sie einmal machen lassen. In einer mittlerweile fast schon zum Hit im Internet gewordenen Rede hat der CEO der Deutschen Börse, Theodor Weimer, klar und treffend formuliert, dass die Hoffnung auf eine Hilfestellung durch die Politik seiner Ansicht nach sinnlos geworden ist, wobei er auf etliche Treffen mit Politikern verwies und seine Enttäuschung über diese, bedingt durch an diesen Treffen zahlreich formulierte, aber nie eingehaltene Versprechen, beschrieb. Aus seiner Sicht wäre es sinnlos der Politik dieser Tage zu vertrauen. Man ist am besten beraten, einfach das zu machen, wovon man überzeugt ist, es wäre das Richtige. De facto der Aufruf zur Ignoranz gegenüber dem, was man im herkömmlichen Sinn als Gesetzgeber versteht? Natürlich war es das nicht, sondern ein emotionaler Apell, sich von Bürokratie und sinnloser Administration nicht die Entscheidung madig machen zu lassen. Kann man verstehen. Den Mut, den man dafür braucht es wirklich umzusetzen, aber auch. Für Manche, wenn nicht Viele ist das gar kein Mut mehr, sondern Verzweiflung.
So wollen es die Märkte wohl nicht sehen und agieren, ohne direkten politischen Ansatz. Frankreichs Stillstand wurde kurz nach der Wahl als Kaufgelegenheit nach Korrektur verstanden. Deutschlands Ampel-Vakuum als Chance zu kaufen, vor dem offensichtlichen Politwechsel nach der kommenden Wahl. Trump wird als Sieger deklariert, hat aber auch nur etwas mehr als knapp 50%. Auch hier, in USA, wird bereits die Frage nach Zinspolitik der FED wieder wichtiger. Nur Österreichs Börse hat schon vor etlicher Zeit aufgehört, politische Effekte in ihre Perspektive aufzunehmen. Sind wir sind endlich die Glücklichen, denen die Politik an der Börse keine Überraschung mehr liefern kann, oder haben wir nur ein Pausenfenster vor dem kommenden Wahlkampf?